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AutorenbildJohannes Bauer

Kunst

Aktualisiert: 30. Okt. 2020


Das Serielle der Serie inszeniert Verschiebungen im zeitlichen Mikrobereich. Eine Arbeit der Zeit mit der Spur des kleinsten Übergangs. Ein Kontinuum der geringsten Differenz, gleitend oder mit Sprüngen eines minimalen Dazwischen. In den Serien Warhols, On Kawaras, Opalkas oder Feldmans zeigt sich erst im äußerst fein geeichten Nacheinander so etwas wie eine Statik der Veränderung. Am Gewicht der Serie in der Kunst der Moderne lässt sich ablesen, dass ihre Intentionen weniger in der Einmaligkeit individueller Physiognomien als vielmehr in den Verschiebungen weg vom Besonderen einer unverkennbaren Gestalt liegen. Erst in der seriellen Reihung, im fließenden Rapport wird hinter der Folge des nahezu Gleichartigen die Spur des Unverwechselbaren fast schon als Arroganz ahnbar.



Dass, wie Nietzsche konstatiert, die zeitlich aufgewendete Arbeit in Geistes- und in schöpferischen Dingen nicht unbedingt etwas über deren Substanz und Gelingen aussagt, belegt als frühes Beispiel die schnelle Produktionsweise in Turners Spätwerk. Keine noch so extensive Maldauer wäre in der Lage, die Qualität und das Momentum von Turners chromatischen Eruptionen zu überbieten.



Der Ikonoklasmus der als "abstrakt" charakterisierten Malerei verweist auf keinen vorausliegenden Sinn mehr, auf nichts Abwesendes und durch die Malerei erst zu Repräsentierendes. Wie die Neue Musik verwandelt auch die sogenannte abstrakte Malerei das Ideal des Schönen in einen Entwurf des Offenen, der die Ordnung des Realen perforiert und mit ihr eine säkularisierte Theologie des Sinns quer durch alle Lebensbereiche. Zu viel logisch codierter Sinn aber, zumal in der Variante einer funktionalistischen Sinnsättigung, verhindern die Erfahrung des Unverfügbaren als Unverfügbarkeit unserer selbst, einer Unverfügbarkeit, die nichts anderes bedeutet, als dass wir unserer selbst nie zur Gänze habhaft werden können, eben weil wir nicht der Grund unserer selbst sind.


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